Am Ende des Tages eine furchtbare Chemiestunde, ein bisschen bilingual, hauptsächlich aber der Versuch eine zweite Klasse zu zähmen, also Unterricht mit oder gegen Dreizehnjährige, die wirklich mühsam sind. Die Kollegin ist nicht zu beneiden.
Davor habe ich aber heute schon gesehen, dass es auch anders geht: Englisch in einer ersten Klasse, fast ausschließlich in der Zielsprache, mit klaren Regeln, ordentlichen Ringbüchern, in denen es nicht nur Schul- und Hausübungen gibt, sondern --- einen Vokabelteil! Hurra! Listen, Wortfelder, mind maps zu bestimmten Themen, ... wie schön. Und noch eine Premiere hier für mich, oder zwei: die Kollegin arbeitet spielerisch, lässt die Kinder zuerst sich leise an gelernte Vokabeln erinnern, spielt dann ein wortschatzerweiterndes Spiel mit ihnen, schreibt neue Wörter samt Lautschrift an die Tafel und übt sie ausführlich, lässt die SchülerInnen in Vierergruppen die Hausaufgaben vergleichen ---- und es funktioniert, die Kinder machen mit, lernen, haben Spaß mit der Sprache. Bevor die Lehrerin aber in die Klasse kommt, darf ich allein beginnen, denn sie verspätet sich eine Viertelstunde, und wo ich doch schon da bin, könnte ich doch bei offener Tür... Ja, kann ich. Was soll ich in Granada noch machen, was würdet ihr mir raten? Die Kinder beraten auf Spanisch und ein bisschen Englisch, einigen sich auf Eis essen (aber nur bei einem Italiener) und ins riesige Einkaufszentrum fahren. Aha. Und wo soll ich dort einkaufen? Bei Invain --- man buchstabiert recht gut, kann mir aber nicht erklären, warum das Geschäft so toll sei. Dann kommt die Kollegin und lässt die Klasse raten, woher ich bin. Viele Länder können die Kleinen auf Englisch sagen, an Österreich denkt wieder einmal niemand.
Nach einer interessanten Pause im Arbeitsraum der EnglischlehrerInnen (himmlisch!) geht es weiter mit Töpfern. Töpfern! Fünf Teenager, die eine Stunde pro Woche lieber mit den Händen arbeiten als mehr Sport zu machen oder auf Englisch Theater zu spielen, räumen her, setzen sich zu ihren Werkstücken und arbeiten. Die beiden Schüler der Aula de apoyo, Carlos und Jose ohne Akzent auf dem E sind auch dabei, mit ihrer Betreuerin und einem Mann, der da ist und ebenfalls unterstützt, aber nicht unnötig eingreift. Allen macht das Formen und Bemalen des Tons Spaß, nur ich möchte eher beobachten und plaudern mit den Kindern und KollegInnen.
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Produkte vergangener Stunden |
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Die Schülerinnen ... |
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... arbeiten schneller und geschickter als ... |
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... ich |
Ich kenne meine Grenzen. Nach dem Stress in der Schule gönne ich mir -- völlig unpassend bei zehn Grad Mittagstemperatur -- meine erste Gazpachoportion seit dem Sommer. Ich feiere auf einem meiner drei Balkone den Erhalt der Briefe, die SchülerInnen einer vierten Klasse ESO, also Fünfzehn- und Sechzehnjährige, an meine SiebtklässlerInnen zu Hause verfasst haben. Die ÖsterreicherInnen hatten sich in ihren Briefchen vorgestellt und kurz über unsere Stadt und das BORG Krems berichtet. Bin gespannt, wie ihnen nächsten Montag die Antwortschreiben gefallen.
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Ein Highlight an diesem Montag:
die Briefe an meine Spanischschülerinnen und
- schüler zu Hause, die nach zwei Lernjahren schon
ganz nette Briefe an Unbekannt verfasst hatten.
Jetzt bekommen sie Antwort auf Spanisch,
und ich bin die Briefträgerin
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Weil es so tolle Rezensionen hat und noch dazu Sicht auf die Alhambra verspricht, mache mich am späten Nachmittag auf zum Museo de la Inquisición. Der Hauptteil der Ausstellung ist publikumswirksam der Folter und ihrem Instrumentarium gewidmet, was mich eher abstößt.
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Man sieht gut hinauf, das ist wahr,
und hat im Vordergrund noch ... |
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... einen Galgen |
Ich lese die paar Zeilen über die jahrhunderte lange Zeit der Inquisition, ein bisschen was über Granada, einige Zahlen über Verbrennungen bei lebendigem Leib --- doch mehr will ich nicht mehr wissen; ich kenne meine Grenzen und will hier weg.
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Details zu Hinrichtungen und verhängten Bußen |
Der zweite Schwerpunkt des Hauses ist ein interaktives Flamenco-Museum-chen, nett, aber eben nicht besonders ausführlich oder gar informativ. Den wichtigen, von Manuel de Falla y Federico García Lorca initiierten Flamenco-Wettbewerb verlegt eine Texttafel um schlappe 70 Jahre: 1992 soll er stattgefunden haben, steht da. Aber die Anführungsstriche auf der Eintrittskarte hätten mich schon warnen sollen.
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Etwas eigenartige Übersetzungen |
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Nur in Anführungszeichen eben |